Something to go to 2021

Something to go to mit Xiyu Tomorrwo und Vanessa Hartmann

Im September 2021 verwandelten die bildenden Künstlerinnen Anne Reiter und Xiyu Tomorrow die Lübecker Altstadt in eine wandelnde Open-Air Galerie! Durch künstlerische Interventionen untersuchten sie mit den Besucher*innen und Passant*innen der Stadt, wie zwischenmenschliches Zusammenkommen nach der Pandemie aussehen kann: Kann ein gemeinsames Tun im öffentlichen Raum die Leerstellen des „Social Distancing“ füllen und Menschen in Kontakt bringen?
Nach eineinhalb Jahren „Stay-At-Home“ trugen die beiden Künstlerinnen textile und zeichnerische Arbeiten in den öffentlichen Stadtraum. Als Special Guest luden sie die Zeichnerin Vanessa Hartmann ein. Gemeinsam ist ihnen die Verhandlung und Bespielung des öffentlichen Raums als weibliche Kulturschaffende, was im besonderen Gegensatz zu den genutzten Techniken steht, die oft mit dem Geheimen, Privaten und Häuslichen in Verbindung stehen. Die Künstlerinnen arbeiteten im öffentlichen Raum, stellten in ihren Arbeiten gegenseitige Bezüge und Zitate her und verwoben so den Stadtraum zu einem dichten visuellen Gewebe. Als Begleitprogramm gab es an drei Abenden Pop-up Künstlerinnengespräche mit der Kunsthistorikerin Darya Yakubovich.

mehr Bilder zum Projekt: https://somethingtogoto.tumblr.com/

Das Projekt wurde gefördert vom Kulturfunke*

Fotograf:Vedad Divović

Textile Raumnahme 2021

Textile Raumnahme mit My Schweer

Mit dem zweiten Teil der Ausstellungsreihe „Textile Raumnahme“ nahmen die Künstler_innen My Schweer und Anne Reiter vom 18.06.-06.08.2021 den halböffentliche Raum des Westwerks in Leipzig ein.
In ihren Arbeiten thematisieren sie Geschlechterstereotype in Bezug auf Arbeit, gesellschaftliche Fragestellungen im Intuitiven und verschiedene Formen der Raumnahme und Stellungnahme.
In einer neu entstandenen Gemeinschaftsarbeit führen die Beiden ihre künstlerischen Fragestellungen zusammen und erweitern diese. Auf einer amorphen Gerüststruktur, die aus Tetraedern und Oktaedern besteht, kommen in den Motiven Fragen nach den Sehgewohnheiten von Geschlecht auf. An anderen Stellen treffen intuitiv die beiden Motivwelten aufeinander, kreuzen sich und bilden neue Farben und Formen.
„Textile Raumnahme“ ermöglicht einen narrativen Raum, der das Taktile mit seinem Kontext verwebt und Raum für Diskussionen öffnet.

Die Ausstellung wurde von der Gastspielförderung der Kulturstiftung Sachsen

Textile Raumnahme mit My Schweer 2020/2021

Ausstellung Geh8, Dresden 2020 Ausstellung Westwerk, Leipzig 2021

Textile Raumnahme mit My Schweer

In der Ausstellungsreihe „Textile Raumnahme“ wurden die beiden textilen Positionen von My Schweer und Anne Reiter zusammen gebracht. Beide beschäftigen sich in ihren großformatigen, farbigen Arbeiten mit Fragestellungen zu Textil und Geschlecht. Die sieben Jaquard-Gewebe „Ornamente der Lebendigkeit“ von My Schweer variieren in ihrer Größe zwischen 120×120–310 cm. Die farbintensiven, ornamentalen Arbeiten untersuchen gesellschaftliche Normen, die die Menschen in ein binäres System (männlich/weiblich) einteilen. Ihr variables Gewebe zeigt den Widerspruch zwischen binären, heteronormativen Normen und lebendigen, queeren Realitäten auf. Schweers Muster bringen eine Metamorphose und Vielschichtigkeit zum Ausdruck, die Handlungsspielräume offenbaren und diese Geschlechter-Normen durchbrechen. Anne Reiter thematisiert in ihren Arbeit (600×750cm) genderspezifische Hierarchien zwischen angewandter und freier Kunst. Die textilen Techniken, die im Material selbst und durch die Motivwahl dargestellt werden, fordern ihren Stellenwert ein. Die großformatigen Banner befragen textile Mythen und ihre Genderkonstruktionen, gängige Narrationen vom männlichen Geniemythos und weisen auf eine unterrepräsentierte feministische Geschichte hin. In dem die Siebdrucke den öffentlichen Raum bespielen, fordern sie die Wertschätzung des Textilen und die Auseinandersetzung mit der Hierarchisierung entlang der Kategorie Geschlecht ein. Während Reiters Arbeiten offenlegen wie ein Medium über die Verknüpfung mit Weiblichkeit systematisch abgewertet wurde und nun die selbstbewusste Aneignung eben dieses Mediums als empowernden Moment feiert, fordern die in Bewegung gekommenen Arbeiten von Schweer die Abschaffung der binären Geschlechterordnung, wodurch letztlich auch die Zuschreibung des Textilen als feminine Tätigkeit hinfällig würde und sich als feministische Praxis erweist. Über die Überschneidungen der beiden Arbeiten hinaus, entwickelten die beiden Künstler_innen sowohl im Geh8 in Dresden als auch im Westwerk in Leipzig neue Arbeiten, die sowohl formale als auch inhaltliche Überschneidungen von den Einzelpositionen aufgreifen und in neue Fragestellungen umwandeln und erweitern.



Textile Raumnahme- ornamentale Strukturumwandlung mit Freya Schweer 2020

Textile Raumnahme mit My Schweer

Nicht nur durch ihre Größe bespielen die freihängenden textilen Bilder von Anne Reiter und My Schweer ihren Umraum, besonders durch ihre Farbintensität in Kombination mit der Präzision in der Formensprache nehmen sie den Raum ein und beanspruchen die Aufmerksamkeit für die in ihnen bearbeiteten Inhalte. Strukturumwandlungen sind auf den großen Formaten visuell erlebbar. Die künstlerischen Positionen von Freya Schweer und Anne Reiter setzen sich mit dem emanzipatorischen Potential von textilen Techniken auseinander. In ihrer künstlerischen Forschung setzen sie Ornamentik auf unterschiedliche Arten ein, um Statements gegen normative und hegemoniale Strukturen zu erschaffen und diese aufzubrechen und Veränderungen anzustoßen. Textil wird zur Protestform und zum Verhandlungsfeld von Gender.

Reiters Siebdruck-Arbeiten überschreiben dominante patriarchale Strukturen. Durch feministische Perspektiven und geschichtliche Reflexionen wird ein marginalisiertes Medium strategisch angeeignet und emanzipatorisch besetzt.

Schweers Jaquard-Webereien widersetzen sich Denkmustern, die durch die Vorstellung zweier gegensätzlicher Kategorien geprägt sind und bieten durch ihre Vielschichtigkeit und Metamorphosen einen Ausweg aus gewaltvollen binären Gender-Normen.

Textile Raumnahme, ornamentale Strukturumwandlung ist eine feministische Intervention mittels textiler Praktik. In dieser Ausstellung setzen Reiter und Schweer ihre Arbeiten zueinander in Bezug, wodurch sowohl auf ästhetischer als auch auf inhaltlicher Ebene ein neues Spannungsfeld entsteht. Die großformatigen Siebdrucke mit ihrer teils figurativen Symbolik interagieren mit den ornamentalen Metamorphosen in den Jaquardgeweben und werfen Fragen nach Identität und gesellschaftlichen Normen auf.

Die Ausstellung fand im Geh8 Kunstraum in Dresden statt.

Masterarbeit 2020

Masterheft (praktische Arbeit) Masterthesis (theoretische Arbeit)

Projekt der Klasse Grossarth 2016

Grüße aus Dresden: Was tun wenn Rasissmus zum Mainstream zu werden droht?

Jede Innenstadt ist ein Ort um öffentlich Stellung zu beziehen, so auch das Zentrum Dresdens. Eine Gruppe von Menschen und Dingen war darum von Januar bis April 2016 montags zwischen Frauenkirche und Elbufer unterwegs. Es waren zwischen 14 und 18 Teilnehmer_innen, die sich vor der Kulisse der Altstadt zu der anhaltenden Demonstration von rechter Ideologie und Rassismus positionierten. Es war und ist nötig, aktive Umgangsweisen mit der unerträglichen Situation in Dresden zu finden, darüber ist sich die Gruppe einig. „Uns war klar, dass es nur in Begleitung Sinn ergibt an die Öffentlichkeit zu treten. Wir wollten nicht länger nur eins sein. Ich habe mir gewünscht mehr zu werden“, so Roulette Schnell. Die Begleiter_innen sind vergegenständlichte Wünsche, Probleme, Reflexionen und Schattenseiten der Personen. Einer der Beteiligten trägt einen Kiefernbalken, der so lang ist wie er selbst hoch; über einer weiteren schwebt ein gelber Mantel, scheinbar viel zu klein um ihn anzuziehen. „Die Vielheit zulassen erscheint uns als geeignetes Prinzip, um der Ausgrenzung von Fremdem entgegenzuwirken“, kommentiert Jakoba Becke. Die Begleitung bewährt sich auch im Fall von unerwarteten Fragen und schwer lösbaren Situationen auf der Straße. Dazu Franziska Schweif: „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, befrage ich das galoppierende Pferd an meiner Seite.“ Die Gruppe ist in dieser Formation derzeit nicht mehr in der Innenstadt anzutreffen. Gemeinsam mit dem Fremden zu sein und dies auch in der Öffentlichkeit zu verhandeln, bleibt jedoch als Aufgabe dauerhaft bestehen.

Das Projekt wurde im Rahmen der Ausstellung „Pro oder Kontra“ im Volkspark in Halle(Saale) gezeigt.